Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Kulturwissenschaft

Forschungsschwerpunkte und -projekte

  • Standardisierung, Norm- und Äquivalenzbildungsprozesse
  • Wissensgeschichte der Hilfswissenschaften (Chronologie, Metrologie)
  • Formen und Funktionen der Gebrauchsliteratur (Buchungseinheiten, Tabellen, Listen, Notizen, Lexika, Nachrufe)
  • Literatur- und Wissenschaftsgeschichte des 18. Jahrhunderts
  • soziologische Raumtheorie (Situation / Ökologie)
  • Verhältnis von literarischer Regel und sozialer Norm

 


 

Infrastrukturen der Asymmetrie. Vom ökonomischen Handwerk des Messens

Die gängige Vorstellung davon, was ein Preis ist, wird vom ‚monetären Imaginären‘ dominiert. Aufgerufen sind persönliche Interessen, transparente Informationen, egoistische Bedürfnisse, agonale Beziehungen und Erfolgsorientierung. Jedoch enthält jeder Preis eine metrologische Größe. Historisch gesehen lässt sich sogar sagen, dass es die Maßeinheiten der Güter waren, die sich als konjunkturabhängig erwiesen, wenn es um die Bestimmung des Preises ging. Zugleich war es politisch ratsam, den Geldbetrag für Lebensmittel möglichst stabil zu halten. Dennoch wird das ‚metrologische Imaginäre‘ mit einem gänzlich anderen Set von Vorstellungen assoziiert: wie Verteilungsgerechtigkeit, Neutralität, Gleichheit, Präzision und ausgreifende Verwaltungsapparate. Seit dem 19. Jahrhundert – dem Jahrhundert der Präzisionsmessung – wurde es zunehmend schwieriger, eine Maßeinheit als etwas anderes als eine naturwissenschaftliche Kategorie zu verstehen. Unter Rückgriff auf die ‚Vergleichende Metrologie‘ dieser Zeit, auf agrarische Maßeinheiten und Leistungsmaße konzentriert sich die Analyse auf (mikro-)ökonomische und steuerliche, auf öffentliche und verdeckte Praktiken des Messens. Es wird untersucht, welche Typen von Maßen im 19. Jahrhundert durch andere ersetzt wurden, weshalb Quantifizierung eine Tendenz hat, in asymmetrischen Konfliktsituationen aufzutreten und weshalb sie es zugleich vermag, als Inbegriff egalitärer Beziehungen aufgefasst zu werden.

 

Infrastructures of Asymmetry. Practices of Economic Measurement

The idea of a price seems to be fully governed by the “monetary imaginary” of personal interest, egoistic wishes, transparent information, antagonism, and success. Yet every price has a metrological side to it. In fact, units and amounts have for the best part of history proven rather volatile, when it came to negotiate values. At the same time it seemed prudent to keep the amount of money for basic goods as stable as possible. Yet the “metrological imaginary” is associated with ideals of distributive justice, egalitarianism, neutrality, exactitude and vast administrative systems. Since the 19th century – the century of precision measurement – it has become increasingly difficult to frame a unit of measurement as anything other than a scientific concept. Drawing on the history of comparative metrology, rural measures and performance measures, the study focusses on the micro-economic and fiscal, on public and hidden practices of measurement. It will be asked, which types of measurements were replaced in the 19th century, why measurements tend to play a role in situations of asymmetric and conflicting relations, and why at the same time they remain the very image of balanced and fair relations.

 

ilinx

Gründungsmitglied der Zeitschrift "ilinx -- Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft.", sowie Mitveranstalterin der ilinx.talks. Für die Buchreihe ilinx-Kollaborationen wurde ein TRIO Format entwickelt, in dem Autor_innen gemeinsam Monographien verfassen. www.ilinx-kultur.org

Mitglied der Cross-Sectional-Group II zur "Cultural Theory and Its Genealogies" innerhalb des Exzellenzclusters TOPOI I bis 2011, seitdem Assoziiertes Mitglied von Topoi II in der Arbeitsgruppe "Oikonomia".

 


 

Formen und Formate der akademischen Arbeit

Die Dissertation "Schattengefechte. Genealogische Praktiken in den Naturwissenschaften 1711-1869" widmet sich den konkreten Praktiken, die einen sozialen Zusammenhalt unter den Akteuren stiften. Dies geschieht anhand von Memorialmedien wie Nachrufen, Prozessionen, Bibliographien, Gedenkmünzen. Gefragt wird zudem in detaillierten Einzelanalysen, wie sich epistemologische Werte durch diese akademische Folklore propagieren und mit den sozialen ineinandergreifen.  mehr...