Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Kulturwissenschaft

Abschlussarbeiten

 
Bachelor-, Master- und Magisterarbeiten
 
 
This Magister Thesis develops an approach to analyze popular music from a perspective of Kulturwissenschaft. In contrast to the broad reception of popular music in our society it still remains a marginal branch of study in contemporary research. It is the aim of this project to valorize popular music as an object of study as well as a form of art. Popular songs are treated in this study as hybrid phenomena consisting of sound and language. They hold a potential of effects and meanings, varying greatly in degree, depending on the listening modes of the audience. This potential can only be grasped according to its cultural significance in negotiating contemporary issues, informing cultural orders, and relaying cultural practices out of a reception-oriented approach. Additionally, musicological strategies of analysis and sound analysis, the constitutive role of media technologies and discourse analysis, will be combined to explicate this complex and ephemeral matter. This approach will be applied on exemplary historical configurations of popular music.
 
 
Architektonische Übergangs- oder Schwellenelemente lassen sich durch zwei Merkmale kennzeichnen: Zum einen sind sie gleichermaßen Grenz- und Übergangsräume, die den Austausch von Personen, Objekten, Informationen und physikalischen Stoffen zwischen Gebäude und Umgebung regulieren. Zum anderen werden sie als Objekte, die operiert und bedient werden, zu Schnittstellen und Interaktionsräumen zwischen Mensch und Architektur. Als Verkehrszonen wirken Schwellen nicht einfach transitorisch, vielmehr ist ihrer Materialität die Potentialität zur Entschleunigung und Kontrolle eingeschrieben. Insbesondere am Flughafen werden sie so seit den 1970er Jahren zu Sicherheitsdispositiven, denen ein bestimmtes Wissen über Gefahr, Risiko und terroristische Bedrohung eingeschrieben ist. Die Rekonstruktion dieses modernen Verständnisses von Gefahr und Sicherheit bzw. Unsicherheit, wie es sich in den Schwelleneinrichtungen der Flughafenarchitektur nicht nur niederschlägt, sondern - so die These - dort auch genuin produziert wird, ist Ziel dieser Masterarbeit.
Die Arbeit wurde im Rahmen des PROMOS-Programms zur Anfertigung von Abschlussarbeiten im Ausland (DAAD) gefördert.
 
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Schwellensituationen am Flughafen Berlin Tegel, Fotos: Susanne Jany.
 
In der Arbeit „plus ultra – Die Conquista als Projekt“ wird die spanische Entdeckung und Eroberung der Indias mit der sehr modern anmutenden Wissenskategorie des „Projekts“ beschrieben, die, so die Hauptthese, bereits mit Christoph Columbus’ berühmter Westfahrt im Jahr 1492 relevant zu werden beginnt. Anders als in der traditionellen Historiographie erzählt die Arbeit die Geschichte der Conquista jedoch nicht als Geschichte von heldenhaften Taten, sondern als Geschichte randständiger Akteure und als Geschichte des Scheiterns. Anhand dreier Beispiele, die sich jeweils mit spezifischen Themenfeldern verbinden, wird die Conquista sowie ihre Rückwirkung auf Europa untersucht: Das erste Kapitel widmet sich dem Längengradproblem (Mathematik und Technik), das zweite behandelt den Padrón Real, die General-Seekarte des spanischen Imperiums (Kartographie und Bürokratie), und im dritten Kapitel wird der arbitrismo verhandelt (ökonomische Projektemacherei).
Diese drei Wissensfelder sind elementar für die Untersuchung des neuen Wissensdispositivs, das mit der Conquista einhergeht: Statt wie noch im Mittelalter einer christlichen Heilslogik zu folgen, richtet der Einzelne sein Handeln nunmehr in eine unbekannte, unsichere Zukunft. Vor dem Hintergrund dieser These wird nach den wissenshistorischen Bedingungen, den Medien und Kulturtechniken gefragt, die dieses neue Wissensdispositiv ausmachen; in einem zweiten Schritt untersucht die Arbeit die Rückwirkung des Handelns mit dem Unbekannten auf Europa.
 
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Ausschnitt der Weltkarte von Diego Ribero, Entstehungsjahr: 1529; Quelle Wikipedia Commons
 
Ziel der Master-Arbeit ist es, anhand einer 3-monatigen Fallstudie in Brasilien, durch qualitative Forschungsmethoden die Relevanz der strategischen Kommunikation als Teil des Kulturmanagements zu analysieren. Dabei wird der Fokus auf den Sektor der audiovisuellen Aufbereitung kultureller Inhalte und der Wechselwirkung zwischen virtuellen und realen Räumen und die Frage nach der Notwendigkeit eines national und international agierenden Netzwerkes gelegt werden. Der Einfluss von Medien- und Kulturinstitutionen in Hinblick auf die lokale Entwicklung und ihre wirtschaftliche Bedeutung wird oft unterschätzt. Gleichzeitig müssen, angesichts der neuen Herausforderungen und Tendenzen in der Kulturindustrie, wie zunehmendem Konkurrenzdruck, der Frage nach Wachstum und Zukunftsfähigkeit, sowie nach Autonomie und Optimierungsmöglichkeiten, organisationale bzw. branchenspezifische Strukturen geschaffen werden. Metatheoretische Basis ist ein interdisziplinärer Ansatz, der sowohl Elemente aus der Unternehmenskommunikation und der situativen Medienkulturforschung, als auch den Regionalstudien Lateinamerikas und den Wirtschaftswissenschaften aufgreift. Brasilien hat trotz oder gerade wegen seiner hohen kulturellen Diversität, dem rapiden Wandel der sozioökonomischen Bedingungen und zunehmender Internationalisierung in den letzten Jahren, große Entwicklungen in der Kreativindustrie vorzuweisen. Unter Berücksichtigung der lokalen Besonderheiten werden folglich Bezüge zur Globalisierung der Kreativwirtschaft hergestellt werden, um dann abschließend diese Strategien von einer lokalen Ebene aus zu abstrahieren und zu überprüfen, ob man sie universell anwenden kann. Ebenso geschieht dies im Hinblick auf Kooperationsmöglichkeiten mit deutschen Projekten und Institutionen.

 

 
Anna Pentenrieder: Der Ort im Spannungsfeld zwischen realem und virtuellem Raum (Masterarbeit) 
Jede Zeitepoche ordnet ihre Wirklichkeit in Raumkonstruktionen, deren Grenzen immer wieder neu definiert werden müssen, denn sie sind gebunden an mediale Repräsentationsräume, die sich konsequent fortentwickeln. Dabei konstituieren neue Medien neue Räume, die mit den Bestehenden verknüpft werden. In der heutigen Zeit übernehmen Navigationssysteme die Aufgabe des Kartenlesens und selektieren aus satellitengenerierten Karten Routen (parcours), die Reisende über Handlungsanweisungen wie „jetzt rechts abbiegen“ an ihr Ziel führen. Zugleich stellen mobile standortbezogene Dienste über Smartphones ortsbezogenes Wissen aus dem virtuellen Raum im realen Raum zur Verfügung. Diese beiden Phänomene zeigen wie der Ort als Position und Adresse für die moderne Technik zu einem zentralen Knotenpunkt für Orientierung und Wissensvermittlung wird. Zugleich drängt sich aber die Frage auf, ob sich durch die Abgabe von Orientierungs- und Wissensvermittlungsaufgaben an die Technik und die zunehmende Verknüpfung von realem und virtuellem Raum gerade wieder eine neue Raumkonstruktion entwickelt, welche das geographische Ordnungssystem und damit die Kartographie als Kulturtechnik in den Hintergrund rückt, wenn der Reisende die Aufgabe der räumlichen Orientierung an die mobile Technik abgibt. Die Bedeutung von Ort und Karte unter Berücksichtigung dieser beiden Phänomene, sowie die Frage inwieweit die Wissenschaft die aktuellen technischen Innovationen in einer neuen Raumkonstruktion bereits bedacht hat, soll im Rahmen dieser Arbeit untersucht werden.
 
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Abdruck „sozialer Aktivitäten“ in New York City. Auf der digitalen Plattform des sozialen Netzwerkes „Foursquare“ geben Benutzer über GPS-verknüpfte Smartphones ihren derzeitigen Aufenthaltsort (Bars, Cafes, Veranstaltungsorte) an. Quelle: urbagram.net
 
 
 
Die Idee von der möglichen Existenz zusätzlicher Raumdimensionen kommt zum ersten Mal im 19. Jahrhundert auf und hat inzwischen eine Vielzahl von Theorien hervorgebracht, die unser traditionelles Weltbild nachhaltig erschüttern. Die Vorstellung einer vierten oder mehrerer verborgener Raumdimensionen innerhalb unseres Universums entsteht vor dem Hintergrund des radikalen Wandels der physikalischen Weltsicht: Zunächst der Bruch mit der euklidischen Geometrie, später die Relativierung von Zeit und Raum und gegenwärtig die Entwürfe der String- oder M-Theorie lassen Raumformen möglich erscheinen, die unsere kühnsten Phantasien übersteigen.
Die Arbeit will in einem historischen Vergleich die unterschiedlichen Ansätze, die Existenz einer vierten oder weiterer Raumdimensionen zu beweisen, nachzeichnen. Dabei sollen nicht die einzelnen mathematischen oder physikalischen Beweise en détail nachvollzogen, sondern die Argumentationslinien und -techniken untersucht werden, welche sich die Protagonisten der Debatte zu eigen machen. Der Fokus liegt auf den von den Forschern angewandten Strategien, auf den Analogien, Gedankenspielen und Visualisierungen, welche die Idee der zusätzlichen Raumdimensionen plausibel machen sollen. Da diese sich unserer sinnlichen Wahrnehmung entziehen, müssen ihre Befürworter umso überzeugendere Auswege aus dem Dilemma der Nachweisbarkeit finden. Die Arbeit soll klären, wie mit diesem Paradoxon der Veranschaulichung des Unvorstellbaren verfahren wird.
 

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Claude Bragdon (1913): „The Projections Made by a Cube in Traversing a Plane“, aus A Primer of Higher Space. Rochester, N.Y., Pl. 30. Aus Linda D. Henderson (1983): The Fourth Dimension and Non-Euclidean Geometry in Modern Art. Princeton University Press, Princeton, Abb 59.

 

Söke Sofia Tonat: Brasilias Verkehrssystem – Ein Hindernis für belebte Urbanität (Masterarbeit)
Vor 51 Jahren verwirklichte sich in Brasilien das langersehnte Großprojekt einer am Reißbrett geplanten Hauptstadt in Mitten des Nichts des brasilianischen Hochplateaus. Folglich gibt es heute an diesem Ort eine der modernsten Hauptstädte der Welt. Sie wurde konzipiert als funktionale Stadt, in Arbeits-, Wohn- und Freizeitbereiche unterteilt. Das Verkehrssystem wurde auf den privaten Autoverkehr und auf optimale Zeitersparnis ausgerichtet.
Der Forschungsansatz meiner Masterarbeit zeigt diesen Ort und seine Akteure, die Menschen, die den Charakter der Stadt im Wesentlichen beeinflussen, am Beispiel der Straße als öffentlicher urbaner Raum. Die Straßen mit Bürgersteigen, dem Leben an Straßenecken und in Cafés zeigen uns, in welcher Weise die Aneignung des öffentlichen Raumes und Beteiligung der Menschen am Leben der Hauptstadt stattfindet. Ein Vergleich mit den historischen Rasterstädten macht deutlich, dass durch die Schaffung eines bevorzugten Raumes für private Automobile lebendiges Zusammenleben nur schwer zustande kommen kann. Infolgedessen stellt sich die Frage, ob die Funktionalität der Stadt, geprägt von ausschweifender Leere, zu einem Hindernis für lebendige Urbanität geworden ist. Dies soll in der Arbeit durch eine geschichtliche Untersuchung und durch Anwendung der Theorie der Dromologie, einer Forschungsrichtung Paul Virilios, welche Gesellschaft in Hinblick auf Geschwindigkeit analysiert, beleuchtet werden.