Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Kulturwissenschaft

Wie und wo (bzw. auch wie laut) wird Musik gehört? Wer hört wem zu und was wird durch (Ab-)Hörsysteme akustisch überwacht? Diese Fragen werden in den Kulturwissenschaften und Sound Studies seit der Kritik am Sehen als einer dominanten Wahrnehmungs- und Wissensform zunehmend und intensiv debattiert. Das Seminar führt in diese Debatten um das Hören ein. Es fokussiert dabei vor Allem jene Dinge und Techniken, die das Hören akustischer Produktionen ermöglichen, heterogene Formen von Hörwissen etablieren und damit Hören materiell wie auch kulturell situieren. Wir werden uns mit Geräten befassen, die das Hören von Podcasts usw. erlauben und akustische Blasen (AirPods, NoiseCancelling) oder gemeinsames Hören (Musikbox) hervorbringen. Des Weiteren nehmen wir vernetzte Devices wie smarte Assistenten (Alexa u.a.) und akustische Überwachungstechnologien (Shotspotter; SOSUS: Sound Surveillance System) genauer in den Blick. Um historische und aktuelle Hörweisen in ihren materiellen Grundlagen zu erschließen, befragen wir außerdem unterschiedliche Materialien und Datenformate einschließlich ihrer (digital)kapitalistischen Implikationen: Denn ohne Schellack (LP), Plastik (CD), Daten (MP3), Datenzentren (Streaming) wären entspanntes Zuhören oder konzentriertes Abhören freilich nicht möglich (gewesen).

Das Seminar gibt anhand der verschiedenen Themen folglich einen exemplarischen Einblick in Forschungsgegenstände, methodische Ansätze und theoretische Rahmungen, die Hören als eine wissensbasierte und materiell fundierte Praktik aus kulturwissenschaftlicher Perspektive beschreibbar machen.