Wintersemester 2025/26
Matters of Activity: Material Agency and Interdisciplinary Knowledge
Diese Ringvorlesung ist der vielfältigen interdisziplinären Forschung des Exzellenzclusters „Matters of Activity” gewidmet. Der seit 2019 an der Humboldt-Universität zu Berlin angesiedelte Forschungsverbund beleuchtet die Wirkungsweisen von Materialien aus einer aktiven Perspektive. Damit wird das etablierte Verständnis von Materialien als passive, ahistorische Substanzen grundlegend verändert. Materialien sind demnach keine toten Stoffe, sondern ein lebendiger Teil unserer Lebenswelt. Sie verbinden menschliche und nicht-menschliche Akteure, unterschiedliche Zeiten und Orte und tragen dabei eine eigene Dynamik sowie ein implizites Gedächtnis in sich. „Matters of Activity” vereint unterschiedliche Expertisen aus den Geistes- und Naturwissenschaften sowie den Gestaltungsdisziplinen, um angesichts der vom Menschen verursachten Klimakrise eine neue Perspektive auf Materialität zu ermöglichen und Wege zu einer nachhaltigen Materialkultur aufzuzeigen.
Im Rahmen der Ringvorlesung präsentieren die Forschenden ihre Projekte und Ergebnisse. Die Themen reichen dabei von materiellen Praktiken wie Weben, Filtern und Schneiden über die Untersuchung aktiver Materialstrukturen und Biomaterialien bis hin zu den symbolischen Dimensionen von Materialität. Im Fokus der Betrachtung stehen insbesondere Fragen der kollaborativen Wissensproduktion sowie der Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Gleichzeitig eröffnet die Vorlesung einen Einblick in die Arbeitsweisen innerhalb eines Exzellenzclusters. Die Ringvorlesung wird in deutscher und englischer Sprache abgehalten. Den Teilnehmenden wird ergänzend zu den Präsentationen ein Reader mit grundlegenden und weiterführenden Texten zur Verfügung gestellt. Die Veranstaltung richtet sich an Studierende aller Fachrichtungen, die sich für Fragen der Materialität und interdisziplinäre Forschung interessieren.
Bemerkung: https://www.matters-of-activity.de/en/
Prüfung: Ein Teilnahmeschein kann durch die Übernahme von zwei Blogbeiträgen im Moodlekurs erworben werden.
Modulabschlussprüfung: Hausarbeit
VL | Mi 10-12 Uhr | wöch. | UL 6, 3075
AGNES: 532813
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Flows. Materialien, Dinge und Körper in Bewegung
Im Zuge eines Sturms gingen 1992 im Nordpazifik 28.800 Gummienten über Bord eines Containerschiffs. In den darauffolgenden Jahren strandeten die sogenannten Friendly Floatees an den Küsten verschiedener Kontinente und lieferten für die Ozeanographie und Klimaforschung wichtige Erkenntnisse über globale Zirkulationsprozesse.
Solche Vignetten von Dinggeschichten in Bewegung markieren Ausgangspunkte für das Seminar, in dem wir einem Schlüsselbegriff der Gegenwart auf die Spur gehen: dem Flow. Waren, Daten, Wissen, Material, Kapital und Personen – so heißt es – strömen und zirkulieren und leisten der Vorstellung einer Welt im Fluss Vorschub. Doch wo es fließt, droht immer auch Stagnation, plötzliches oder allmähliches Über- und Austreten, Verwirbelung, Kontamination. Das Seminar fragt nach den kulturellen, politischen und materiellen Logiken solcher Figurationen des Fließens und untersucht fluide Ordnungen anhand ausgewählter Grundlagentexte im Dialog mit aktuellen Perspektiven aus Environmental Humanities, feministischer Theoriebildung und Critical Infrastructure Studies. Uns interessieren dabei sowohl die Genese von Metaphorisierungen und Gegenwartsdiagnosen als auch die materiellen Verflechtungen von Medien, Körpern, Umwelten und Infrastrukturen – insbesondere dort, wo technisierte Kulturen ein Versprechen des Flows hervorbringen und stabilisieren.
Teil des Seminars ist ein gemeinsamer Besuch der Ausstellung „On Water. WasserWissen in Berlin“ im Humboldt Labor.
Prüfung: (Take-Home-)Klausur
SE | Mi 14-16 Uhr | wöch. | Geo 47, R. 0.10 EG
AGNES: 5328220
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Capture All? Praktiken der Entnetzung
In zeitgenössischen Medienkulturen ist eine virulente, aber klärungsbedürftige Dynamik zu beobachten: Entgegen der Annahme einer widerspruchsfrei fortschreitenden Mediatisierung sind konkrete Praktiken auszumachen, die sich auf je eigene Weise gegen die Imperative der Konnektivität, Erreichbarkeit und Auffindbarkeit wenden. Sie entziehen sich den prävalenten Formen der algorithmischen Welterzeugung, machen sich flüchtig, hinterlassen irreführende Spuren. Vom simplen Klick, mit dem sich ein Newsletter abbestellen lässt, über Phänomene wie Digital Detox und Decluttering bis hin zu Medienangeboten wie Blocking Apps und Ephemeral Messaging: Es scheint im Kontext von ‚information overload‘, Filterblasen und der diffusen Gewissheit einer ‚capture all‘-Logik des Internets ein Bedürfnis zu geben, sich aus vernetzten Zusammenhängen zumindest zeitweise zurückzuziehen. Mit der Eskalation von Künstlicher Intelligenz und deren quantifizierten Operationen der Generation, Berechnung und Auswertung von (Meta-)Daten erhält die Frage von Agency unter technologischen Bedingungen besondere Dringlichkeit.
Im Blockseminar beschäftigen wir uns mit verschiedenen Praktiken der Entnetzung und ihren Figurationen der Anschlusslosigkeit. Uns interessiert zum einen der radikale Austritt aus dem Netzwerk bzw. dessen Sabotage (etwa in der Bewegung des Neo-Luddismus). Außerdem beleuchten wir Aktivismen und Formen des Widerstands, mit denen Sichtbarkeit, Nachverfolgbarkeit und Archivierbarkeit umgangen werden sollen. Sie folgen dem Anspruch ‚delete as default‘ oder produzieren gezielt eine Überfülle unspezifischer Informationen (Obfuskation), um den Wert der gesammelten Informationen insgesamt in Frage zu stellen. Des Weiteren analysieren wir technische Operationen, die nicht selten das Versprechen der Entnetzung nur innerhalb eines neoliberalen Optimierungszusammenhangs einlösen.
Diesem Spannungsgefüge von Resistenz und Resignation, Entzug und Exzess, Akkumulation und Absage widmen wir uns anhand von ausgewählten Theoriebeiträgen zu Macht, Kontrolle, Netzkultur und Technokapitalismus sowie medienwissenschaftlichen und anthropologischen Fallstudien. Außerdem werden wir uns versuchsweise praktisch in Entnetzung erproben und die Erkenntnisse kulturwissenschaftlich reflektieren.
Bemerkung: Die Teilnahme an der Einführungssitzung ist verpflichtend!
Prüfung: Hausarbeit
Termine: Alle Seminare finden in der Geo 47, EG R. 0.10 statt:
Fr | 24.10.25 | 14-16 Uhr
Fr | 09.01.26 | 10-18 Uhr
Sa | 10.01.26 | 10-16 Uhr
Fr | 23.01.26 | 10-18 Uhr
Sa | 24.01.26 | 10-18 Uhr
AGNES: 5328740
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Forschungskolloquium für Examenskandidat*innen
Das Kolloquium richtet sich an Bachelor- und Masterstudierende in der Abschlussphase sowie an Doktorand:innen. Es bietet die Möglichkeit, methodische und inhaltliche Fragen zu diskutieren und unterschiedliche Schreib-, Kritik- und Präsentationsformen zu erproben. In dem Kolloquium wird ein sicherer Raum geboten, um auch individuelle Bedürfnisse und Herausforderungen anzusprechen, die sich im Verlauf einer Qualifikationsarbeit ergeben können.
Das Forschungskolloquium wird als Blockveranstaltung an drei Freitagen im Semester in der Sophienstr. 22a (SO 22) im Raum 0.03, EG, durchgeführt:
Konstituierende Sitzung: 31.10.25 10-12 Uhr (s.t.)
07.11.25, 10-14 Uhr (s.t.),
05.12.25, 10–16 Uhr (s.t.)
30.01.26, 10-16 Uhr (s.t.)
Von teilnehmenden Studierenden, die an ihrer Abschluss- und Qualifika-tionsschriften arbeiten, wird erwartet, dass sie an allen drei Blocktermine teilnehmen und aktiv in der Gruppe mitwirken. Dazu gehört die Vorberei-tung von Lektüre, Schreibübungen, Vorstellung des eigenen Themas und Übernahme von Respondenzen.Die Veranstaltungssprachen sind Deutsch und ggf. Englisch.
Einmal pro Semester findet zudem ein ganztägiges Doktorandenkolloquium statt. Bitte beachten Sie, dass Kolloquium den Doktorand*innen vorbehalten ist, die bei Prof. Dr. Claudia Mareis promovieren. (Voraussichtliches Datum im WiSe 2025/26: 13.02.26, 9–16 Uhr).
Die Betreuung der Bachelorabschlussarbeiten findet ab dem Wintersemester 2025/26 grundsätzlich im Rahmen der angebotenen Kolloquien statt.
Die Einschreibung in die Kolloquien erfolgt durch eine Vorabregistrierung über den Moodle-Kurs https://moodle.hu-berlin.de/course/section.php?id=1263716 mit dem Kurs-Schlüssel »Finale«.
Bitte tragen Sie sich hier bis zum 8. September mit Ihren Präferenzen für die Erst- und Zweitbetreuung sowie – falls bereits vorhanden – möglichen Themenideen ein. Sie erhalten dann Rückmeldung zum 1. Oktober über das Ihnen zugewiesene Kolloquium.
AGNES: 532852
