Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Kulturwissenschaft

Forschungsprojekt „Gedankenlesen als Kulturtechnik“

 

Im Forschungsprojekt „Gedankenlesen als Kulturtechnik“ arbeitet Laurens Schlicht derzeit zum Thema „Wahrheitstechnologien“. Das Projekt untersucht die Diffusion von Wissenstechniken zur Feststellung der Wahrheit von juristisch relevanten Aussagen im Bereich der Fürsorge, weiblichen Kriminalpolizei sowie der experimentellen Psychologie (Tatbestandsdiagnostik). Der zeitliche und räumliche Skopus ist Deutschland ca. 1900-1945, motiviert durch die Vereinheitlichung der Strafprozessordnung 1877, die Entwicklung der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft im Laufe des 19. Jahrhunderts sowie der Institutionalisierung der Psychologie als akademisches Fach um 1900.

Das Forschungsprojekt möchte einen Beitrag zur Beantwortung der Frage leisten, welche epistemischen Techniken und welche hiermit verknüpften juristischen Subjektkonstitutionen im Rahmen des Einsatzes der Psychologie als forensischer Praxis modifiziert und konsolidiert wurden und welche politischen Funktionalitäten sie hatten. Es wählt hierzu einerseits einen netzwerkanalytischen Makrozugriff basierend auf der Analyse einer größeren Zahl von Zeitschriften und andererseits einen praxeologischen Mikrozugriff basierend auf archivalischen Materialien.