Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Kulturwissenschaft

Nach 1993

Während die Lehrstühle für Geschichte des ästhetischen Denkens (Renate Reschke) und für Systematische Ästhetik (Karin Hirdina) mit Kandidatinnen wiederbesetzt wurden, die bereits vor der Reformierung des Studienganges an der Humboldt-Universität gelehrt hatten, wurden die übrigen Lehrstühle mit vier WissenschaftlerInnen besetzt, die seit den 90er Jahren in hohem Maße zur systematischen Profilierung des Faches Kulturwissenschaft im nationalen und internationalen Maßstab beigetragen haben.

Neben seinen Forschungen zu einer Kulturgeschichte der Natur und der Elemente, zur Anthropologie der Sinne und Gefühle sowie zum Nachleben der Antike hat Hartmut Böhme mit seinen vielbeachteten Studien zur Geschichte und Theorie des Fetischismus eine "andere Theorie der Moderne" entwickelt. Darüber hinaus hat sich Böhme durch wegweisende Publikationen immer wieder in die Debatte um die Stellung der Kulturwissenschaft im Konzert der Disziplinen eingeschaltet.

Christina von Braun hat sich nicht nur als Autorin und Filmemacherin, sondern auch durch ihre Forschungen zu gendertheoretischen Fragen im Kontext der jüdischen, christlichen und islamischen Tradition sowie zur feministischen Medientheorie einen Namen gemacht.

Mit dem programmatischen Anspruch einer "Austreibung des Geistes aus den Geisteswissenschaften" war es Friedrich A . Kittler um den Nachweis des medientechnischen Apriori der Geisteswissenschaften und darum zu tun, eine Geschichte der Medien im Ausgang von den technischen Medien zu schreiben. Mit der von ihm begründeten Medientheorie und Mediengeschichte zählt Kittler zu den bedeutendsten deutschen Medienwissenschaftlern.

Thomas Macho hat wiederum mit seinen einflussreichen Studien zu Kulturtechniken, zur Geschichte der Zeitrechnung , zur Kultur-, Bild- und Mediengeschichte des Todes und zur Geschichte der kulturell-technischen Modellierung der Beziehung zwischen Menschen und Tieren das Profil der Berliner Kulturwissenschaft auf entscheidende Weise geprägt.

Mit ihren je eigenen Forschungsschwerpunkten und der Setzung der gleichlautenden Schwerpunkte: Systematische Theorie, Geschichte und Anwendung für die beiden Seminare Ästhetik und Kulturwissenschaft haben diese Lehrstuhlinhaber_innen dem 1992 eingeführten Magisterstudiengang eine historisch-systematische Reichweite und Prägnanz verliehen, deren bundesweit große Attraktivität sich nicht zuletzt in den stetig steigenden Bewerberzahlen niedergeschlagen hat.

 

Vor dem Hintergrund der einschneidenden Strukturveränderungen des universitären Systems wird im Jahr 2006 Kulturwissenschaft erstmals als sechs Semester umfassender Bachelorstudiengang angeboten. Eine Zusammenarbeit mit den Archäologien der Humboldt- Universität ermöglicht zudem die Einführung des kooperativen Bachelorstudiengangs Archäologie und Kulturwissenschaft. 2008 immatrikulieren sich die ersten Studierenden für den Master Kulturwissenschaft. Im April 2009 gründen das Kulturwissenschaftliche Seminar und das Seminar für Ästhetik das neue Institut für Kulturwissenschaft.

 

Mit der Neuberufung von insgesamt vier Professorinnen und Professoren hat das Institut für Kulturwissenschaft inzwischen auch den Generationenwechsel erfolgreich vollzogen.

 

Claudia Bruns ist seit 2013 Professorin für Historische Anthropologie und Geschlechterforschung, ihre Schwerpunkte liegen in der Kulturgeschichte des Politischen, Körper- und Sexualitätsgeschichte, Geschichte von Männlichkeiten und Männerbund, Konservativer Revolution, Antisemitismus und Kolonialrassismus, in der filmischen Erinnerung an den Holocaust und den Raum- und Grenzdiskursen Europas seit der Antike.

 

Iris Därmann war seit 2009 Professorin für Geschichte der Kulturtheorien und ist inzwischen Professorin für Kulturwissenschaftliche Ästhetik. Ihre Forschungsgebiete sind Konzepte des Fremden, der Interkulturalität und des Gabentausches, Geschichte und Theorien des Bildes sowie die kulturellen Voraussetzungen des Politischen. Derzeit arbeitet sie an einer Kulturtheorie der Marginalität.

Christian Kassung ist seit 2006 Professor für Kulturtechniken und Wissensgeschichte. Seine Arbeitsgebiete sind die Wissens- und Kulturgeschichte der Naturwissenschaften, insbesondere der Physik, die Geschichte und Praxis technischer Medien sowie eine diskursanalytisch orientierte Literatur- und Kulturtheorie.

Wolfgang Schäffner ist seit 2009 Professor für Wissens- und Kulturgeschichte, seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen der materialen Epistemologie, der Wissensarchitekturen und des interdisziplinären Designs; ferner untersucht er den Wissens- und Technologietransfer zwischen Europa und Lateinamerika.