Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Kulturwissenschaft

Lehre

SoSe 2024
BA Seminar - Zwischen Antirassismus und Antikolonialismus: die ausgedehnte postkoloniale Klammer einer trans- und paranationalen Filmarbeit am Beispiel des Werks der Filmemacherin Sarah Maldoror (1929-2020)

» Moi, je suis de là où je travaille. » (Sarah Maldoror)

Sarah Maldoror wurde 1929 im Süden Frankreichs unter dem Namen Sarah Ducados auf die Welt gebracht. Sie gilt als eine der ersten Schwarzen oder Afrikanischen Filmemacherinnen der 1960er Jahre, deren Werk fünf lange und zahlreiche Kurzfilme umfasst, viele auch in Kooperation mit dem Fernsehen realisiert. Begonnen hat Maldoror ihre Karriere im Theater, u.a. mit der legendären von ihr 1958 in Paris ins Leben gerufenen Schwarzen Schauspieler:innentruppe „Les Griots“, der Toto Bissainthe, Timité Bassori, Ababacar Samb Makharam sowie später Robert Liensol angehörten. Die mangelnde Schwarze Repräsentation auf Pariser Bühnen, der Wunsch nach einem modernen Theater sowie einer Theaterschule für Schwarze waren die Hauptgründe für die Gründung dieses Ensembles.

Nach ihrem Filmstudium in Moskau (1961-62), wo sie unter anderem dem senegalesischen Filmemacher Ousmane Sembène begegnete, entwickelte Maldoror ihre Filmpraxis weiter, an so unterschiedlichen Stationen wie Algerien, Guadeloupe, Martinique, Kongo-Brazzaville, Guinea-Bissau und Frankreich. Hier war sie zusammen mit ihrem Mann, dem Politiker und Dichter Mário Pinto de Andrade daran beteiligt, rund um die Zeitschrift Présence Africaine panafrikanische politische und ästhetische Projekte voranzutreiben.

Sarah Maldorors bekanntester Spielfilm, Sambizanga (1972), gedreht in Kongo-Brazzaville, war für die Geschichte des angolanischen Kinos von großer Bedeutung, da die Erzählung nach einem Buch des angolanischen Schriftstellers Luandino Vieira eine Episode aus dem Kampf um die Unabhängigkeit vom portugiesischen Kolonialismus behandelt.

„Ich fühle mich überall zu Hause. Ich komme von überall und nirgendswoher. Meine Vorfahren waren Versklavte. Das macht die Sache meines Falls komplizierter. Die Antillaner:innen werfen mir vor, dass ich nicht auf den Antillen lebe, die Afrikaner:innen argumentieren, ich sei nicht auf dem afrikanischen Kontinent geboren, und die Franzosen kritisieren mich wiederum dafür, nicht wie sie zu sein.“

Während diese globalgeschichtlichen Spannungen Maldorors Biographie und ihre Karriere durchziehen, ist ihre künstlerische Autopoiese stark vom Dialog mit der Literatur – u.a. Aimé Césaire, Suzanne Césaire, René Depestre, Léon Gontran Damas oder Louis Aragon – inspiriert.

Historische und literarische Lektüren entlang biografischer und werkimmanenter filmischer Stationen, die Sarah Maldorors Schaffen prägten, dienen einer kulturhistorischen und -theoretischen Kontextualisierung und Vertiefung gemeinsamer Filmsichtungen im Rahmen der Sarah Maldoror Werkschau im Sinema Transtopia (anfang Juni).

 

WiSe 2023/24
MA Projektseminar - Antirassistische migrantische feministische Intersektionen in Deutschland

Dieses Forschungsseminar zielt auf ein polyphones Eingedenken migrantischer und minoritärer feministischer Theoriebildung in Deutschland. Selbstorganisierungen, Wissensproduktion in sozialen Bewegungen, Erinnerungsarbeit und das kollektive Erschließen von Erfahrungswissen haben Texte und Dokumente hinterlassen, deren Re/Lektüren ein komplexes geschichtliches Verständnis von Differenzen und Intersektionen, Solidaritäten, Konflikten und Divisionen feministischer antirassistischer Perspektiven ermöglichen. Darüber hinaus gilt es, weitere Quellen zu erschließen und selbst Gespräche mit Protagonist:innen und Zeitzeug:innen zu führen sowie audiovisuell aufzuzeichnen, die Uneinigkeiten, Allianzen und Felder feministischer politischer Brisanz hervortreten lassen. Das Seminar bzw. die Studierendenprojekte sollen auch in einen Austausch mit dem Lebendigen Archiv feministisch-antirassistischer Lebenswege im Rahmen von ver/sammeln antirassistischer Kämpfe treten.

 

Examenskolloquium

Das Examenskolloquium dient der Begleitung der Abschlussarbeiten im BA- und MA-Studium. Geplant sind gemeinsame und individuelle Besprechungen hinsichtlich von Fragestellungen, theoretischer wie methodischer Themenerschließungen, Recherche- und Schreibstrategien sowie punktuell auch die Lektüre exemplarischer Texte. Ein Schwerpunkt liegt auch auf dem wissenschaftlichen Arbeiten mit filmischem Material und sowie dem Erarbeiten von Konstellationen filmischer Forschung – besonders willkommen geheißen sind hierbei auch Projekte mit filmpraktischen Anteilen.

 

SoSe 23
BA/MA Vorlesung - Kinopolitiken und Mobilität

Anhand spezifischer Fragestellungen, Fallstudien und Filmbeispiele führt die Vorlesung in historische und politische Zusammenhänge von Kino und Mobilität ein. Herausgearbeitet werden hierbei aisthetische Aspekte einer Kinetik des Bewegtbildes und seiner Zirkulation, Rezeption und Produktion, die geopolitische ebenso wie soziale und medientechnische Aspekte in den Fokus rücken.

 
BA/MA Begleitseminar zur Vorlesung - Kinopolitiken und Mobilität
 
MA Osnabrück. Ein Lektüreseminar.

Im Zentrum dieses Lektüreseminares stehen Hélène Cixous' Os-na-brück-Bücher, die eine oder andere Orts- und Bildbegehung, Klangbild- und Filmbegegnung. Von Derrida über (r)Ève und A, Oum Forchèmt, das deutsche Wort Angst, Oran und Gender Studies bis hin zur Debatte über das multiperspektivische Erinnern werden wir versuchen, ein paar Begriffskoffer zu packen zum Verreisen, umschlossen von einem Deutschland der Differenz.

"Vor langer Zeit bereits ist dieses Buch aufgebrochen, Monate, Straßen, lang wie Nächte in fremden Ländern und ohne Züge, Städte in allen Größen seit ein oder zwei Jahren durchwandert es das Mysterium der Zeiten auf den vier Kontinenten, die die Geschichte meiner Mutter tragen und sie gleichermaßen interessieren, eingangs musste es meine Mutter in alle Richtungen hinaufziehen von den Quellen der Quelle bis zur Mündung der rue Saint-Gothard, und dabei ihren vielfachen, umwerfenden Lauf respektieren, denn das ist ganz sie, scheinbar zu enden, indem sie anfängt, oder um anzufangen niemals je zu enden (...)." Hélène Cixous, Osnabrück. Aus dem Französischen von Esther von der Osten, Wien: Passagen Verlag 2017, S. 15.

"Il est déjà parti depuis longtemps ce livre, depuis Osnabrück, Hanovre, la ville du Traité de Westphalie (1648) et de ma famille Jonas (1840-1942), il parcourt le mystère des temps sur les quatre continents qui supportent l'histoire de ma mère et l'intéressent également, au départ il devait remonter ma mère en tous les sens depuis les sources des sources jusqu'à l'embouchure de la rue Saint-Gothard, en respectant son cours multiple et renversant, car c'est bien elle de sembler finir par commencer ou pour commencer ne pas finir jamais." Klappentext Hélène Cixous, Osnabrück, Paris: Des femmes. Antoinette Fouque, 1999.

 

 
Archiv

 

WiSe 2022/23

MA Seminar - Zur Theoretisierung, Digitalisierung und Ästhetisierung der Grenzen Europas

BA Seminar - Bewegung | Bild | Zeit. Einführung in die Geschichte und Theorie des bewegten Bildes und seiner Kontexte

SoSe 2022 (digital)

MA Projektseminar - Chronik eines Sommers, Diachronien eines Films

WiSe 2021/22 (digital)

BA Projektseminar - Politiken des Berührens: haptische Audovisualität & taktile Ästhetik

MA Seminar - Dekoloniale feministische Ansätze

SoSe 2021

Forschungsfreisemester

WiSe 2020/21 (digital)

BA Seminar – Filmanalysen: Werkzeuge, Methoden und Widerstände eines Gegenstands

MA Projektseminar – Et al. & ff. – Vorstöße eines Dritten oder Vierten Kinos

BA und MA Kolloquium – Zur kleinen Form. Dreckige Bilder, scharfe Töne in Zeiten der Corona-Krise

SoSe 2020 (digital) 

MA Projektseminar: Zur kleinen Form. Dreckige Bilder, scharfe Töne in Zeiten der Corona-Krise

BA und MA Examenskolloquium: Konstellationen filmischer Forschung

WiSe 2019/20

BA und MA Seminar Documo/enteuse - zum dokumentarischen Modus im Film: Reflexionen, Revisionen und Visionnierungen

MA Seminar Remontagen in der deutschen Nachkriegszeit mit Prof. Dr. Liliana Ruth Feierstein

SoSe 2019

BA Seminar Prekariesierung, Gender & alltägliche (re-)Produktionsverhältnisse: (queer-)feministische Theoretisierungen, Recherche- und Filmformate

MA Seminar Archivfilme und Filmarchive

WiSe 2018/19

BA Seminar How to do Films with Words

MA Seminar Archivfilme und Filmarchive

SoSe 2018

BA Seminar EYE-D's und rechnende Filmbilder

MA Seminar 500 Filme – kontroverse Diskussionen: Exkursion zu den 64. Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen

WiSe 2017/18

MA Seminar Voice of God and of Creatures. Zu Stimme und Verkörperung im Film

BA Seminar Gender, Modernity und filmische Migrationsnarrative